Rolex, tolle Uhren, aber übertriebener Hype!?
Heute möchte ich mit Euch ein Thema besprechen, welches viele Menschen in der Uhrenszene bewegt. Die magischen fünf Buchstaben lauten R-O-L-E-X. Sei es als Investment, als Hypeuhr oder als eine normale Ergänzung der eigenen Sammlung, viele verschiedene Modelle von Rolex sind gerade jetzt durch das Neuheitenrelease in aller Munde. Doch wo genau liegen eigentlich die Qualitäten einer Rolex und wer sammelt diese Uhren? Ist der Hype tatsächlich berechtigt? Das alles und noch weitere Punkte erörtere ich nun hier, gespickt mit meiner Meinung für Euch. Seht das Ganze bitte einfach als meine persönliche Meinung ergänzt durch Fakten an und denkt keineswegs, dass dieser Beitrag hier Rolexbashing werden soll. Denn ich bin Fan der Marke, aber eben Gegner des übertriebenen Hypes 😉
Ganz viel Spaß beim Lesen dieses neuen Beitrags wünsche ich Euch!
1. Was macht eine Rolex aus?
Rolexmodelle sind gemeinhin tolle Alltagsuhren. Sei es in Stahl, Bicolor oder Edelmetall, es sind in der Regel schöne, alltagstaugliche Uhren, welche vom Design her zu nahezu jedem Outfit und zu ebenso vielen Anlässen passen können. Desweiteren strahlt jede Rolex auch immer einen gewissen Status und ein gewisses Prestige aus. Das wiederum kann man natürlich je nach Träger/Trägerin bewusst betonen oder aber etwas zurückhaltender nach außen tragen. Auch finanziell macht man in der Regel mit einer Rolex nichts falsch. Besonders die beliebten Stahl-Sportmodelle erleben derzeit wegen der nur sehr geringen Verfügbarkeit nicht nur einen Werterhalt, sondern sogar einen massiven Anstieg hinsichtlich des Marktpreises im Verhältnis zum Listenpreis.
2. Rolex im Vergleich
Bei all dem Hype rund um Rolex stellt sich zumindest mir unweigerlich die Frage, wie die entsprechenden Uhren eigentlich im Vergleich zu Modellen anderer (Luxus-) Uhrenmarken stehen. Vollkommen losgelöst davon, ob man sich eine Rolex gerne leisten möchte oder kann, geht es nun darum, was eben jene Modelle im direkten Vergleich mit anderen Luxusuhren bieten. Rolex pflegt seit vielen Jahrzehnten kontinuierlich und mit nur wenigen Änderungen die vorhandene Modellpalette. Einige Menschen werden dies als Pflege der Tradition, andere als fehlende Innovation bezeichnen wollen. Beide Meinungen haben sicherlich ihre Berechtigung und sind nachvollziehbar. Nimmt man eine solche langjährig etablierte Uhr und blendet die geringe Verfügbarkeit und den daraus resultierenden Markpreis aus, legt also nur den Listenpreis zu Grunde, so befinden wir uns rein vom Preis her mit Rolex im eher unteren Durchschnitt der gesamten Luxusuhrenindustrie. So liegen beispielsweise Marken wie Oris und Longines regelmäßig deutlich unter den Rolex Listenpreisen, aber dafür eben Marken wie Hublot, A. Lange & Söhne, Audemars Piguet, Patek Philippe deutlich darüber. Die Spitze von all dem bilden dann so Marken wie Jacob & Co. oder Richard Mille, ohne hierbei noch auf weitere deutlich kleinere und ebenso hochpreisige Microbrands einzugehen. Wir sehen also im direkten Vergleich der Listenpreise, dass Rolex sich hier eher im unteren Durchschnitt platziert, was die so gefragten Stahl-Sportmodelle angeht. Doch das gilt selbstverständlich nicht nur für den Preis. Auch vom Aufwand der verbauten Mechanik her kann man Rolex wohl am ehesten im Mittelfeld einordnen. Rolex baut nämlich sehr gute und zuverlässig funktionierende sowie robuste Uhren, steht aber in der Verwendung von aufwendigen Komplikationen oder toll verzierten Werken deutlich hinter einem Großteil der Luxusuhrenhersteller zurück. Einzig in Sachen Status und Prestige im Mainstream der Menschen hat Rolex gefühlt die Nase vorne.
Drei sehr gefragte Rolex Modelle könnt Ihr hier sehen. Eine aktuelle Rolex Daytona, eine Submariner „Hulk“ und eine alte Version der GMT Master II „Batman“ am Oysterband (Foto zur Verfügung gestellt von exitwatch)
3. Welche Rolexsammler gibt es?
Nun wo wir wissen, wie Rolex in etwa einzuordnen ist, stellt sich die Frage, wer Uhren dieser Marke aus welchem Grund heraus wohl sammelt. Fangen wir mal an mit dem durchschnittlichen Sammler. Hier stelle ich mir jemanden vor, der eine durchschnittliche Sammlung fernab der gehypten Modelle besitzt und sich an einer Rolex als sinnvolle Ergänzung eben dieser Sammlung erfreut. Die Rolex wird aus persönlicher Freude an der Uhr getragen und als normaler Bestandteil der eigenen Sammlung angesehen. Besteht noch keine Sammlung, so ist die Rolex vielleicht die Belohnung für einen wichtigen Lebensabschnitt oder Ähnliches. Das komplette Gegenteil dessen ist der Investment-Sammler. Hier haben wir jemanden, der Uhren als Investment sieht und diese somit eher als eine Form der Wertanlage für sich kauft. Marken wie beispielsweise Maurice Lacroix, die häufig auf dem Zweitmarkt deutlich unter dem eigentlich Listenpreis zu bekommen sind, interessieren hier eher weniger. Hand in Hand damit geht häufig auch der Hypeuhren-Sammler. Hier sehe ich jemanden vor mir, welcher hauptsächlich Uhren großer bekannter Marken mit viel Prestige sammelt und kleineren Marken oft gar keine Chance gibt. Stellt man diesem Sammlertyp (rein hypothetisch!) eine Grand Seiko und eine Rolex mit jeweils identischen Eigenschaften zum gleichen Preis zur Verfügung, so wird er wohl im Zweifel immer eher zur Rolex als zur Grand Seiko greifen. Diesem Sammlertyp geht es hauptsächlich um die Außenwirkung der Uhr, also um Prestige und Status in weiten Teilen der Bevölkerung.
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Bald erwartet Euch an dieser Stelle mein eigenes Fachbuch rund um den Uhrenkosmos. Egal ob Ihr neu im Hobby oder bereits länger den Uhren verfallen seid, Ihr könnt gespannt bleiben!
4. Was stört mich an der ganzen Sache?
Nun, wo wir eine Grundlage haben und wissen, welche Punkte eine Rolex ausmachen, wie sie im Vergleich zu anderen Uhren steht und wer sie sammeln könnte, möchte ich Euch sagen, welche Aspekte mich an dem ganzen Hype rund um diese Marke so sehr stören. Ich persönlich empfinde das Sammeln rund um Hype und Investment als nicht zielführend und schade, denn man verschließt sich automatisch dadurch einer Vielzahl schöner (vor allem kleinerer) Marken. Desweiteren sieht beziehungsweise liest man gerade unter den sehr leidenschaftlichen Rolexanhängern häufig Vorwürfe gegenüber anderen Marken, sie würden Designs von Rolex „klauen“ und nahezu jede minimal ähnliche Uhr wäre eine Hommage an das große Original von Rolex. Das ist in meinen Augen absoluter Schwachsinn! Natürlich gibt es Hommagen von Rolexuhren und ja, das Unternehmen hat sehr viel für die Uhrenindustrie getan und bestimmte Designs geprägt. Aber ist deswegen eine runde Uhr mit Riffellünette automatisch eine Designkopie eines Rolexmodells? Sicherlich nicht! Denn sonst wäre doch dieser Logik folgend auch jedes immer gut zu erkennende Design des berühmten Gerald Genta auch eine Hommage an das vorherige Design von ihm, oder? Rolex ist eben nicht DIE Marke, an der sich zwangsweise gefühlt alle anderen Marken orientieren, weil sie ja sonst so ideenlos sind. Selbst wenn mal eine Designanleihe (keine Hommage!) von einem kleineren Brand genutzt wird, die Uhr aber sehr wohl eine eigene DNA hat, ist das dann so schlimm? Oder hilft es nicht viel mehr etablierte Designelemente mit neuer Dynamik noch interessanter zu machen? Hier wird meiner subjektiven Meinung nach leider zu oft ein Alleinherrscheranspruch in eine Marke und deren Uhren hinein interpretiert, den es so in dieser Form eben gerade nicht gibt.
Daran anschließend sieht man nicht weniger oft das gerne und intensiv genutzte Argument der Tradition. Es kommt mir so vor, als ob viele Menschen im Uhrenkosmos denken „Rolex hat eine lange Tradition und generell braucht eine Luxusuhrenmarke das, sonst hat sie ja keinen Bestand und ist nicht der Rede wert.“. Warum soll das so sein? Wer sagt, dass eine Uhr beziehungsweise die dahinter stehende Marke nur dann gut sein kann, wenn es sie bereits seit Ewigkeiten gibt? Und wenn es so wäre, müsste doch automatisch jede Marke, welche es bereits vor Rolex gab, viel besser sein! Ja, Rolex gibt es sehr lange, aber es war nicht die erste Uhrenmarke. Ja, Rolex hat viele Innovationen in der Industrie hervorgebracht, aber konzentriert sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend auf die Modellpflege. Warum kann dann eine junge Marke wie zum Beispiel Hublot mit einer unglaublichen Vielzahl von Innvoationen in der vergleichsweise kurzen Lebensdauer der Marke nicht mindestens genau so gut sein wie eine Rolex? Oder warum kann ein Microbrand, welches gestern erst gegründet wurde, nicht in 100 Jahren Rolex überholt haben und mehr Prestige beinhalten? Wir als Uhrencommunity müssen eben nur mal etwas mehr über den Tellerrand hinaus gucken und auch kleinen, extrovertierten und jungen Marken die Möglichkeit geben, ebenfalls etwas von dieser so wichtigen Historie und Tradition erfolgreich aufbauen zu können.
Ein letzter Punkt, welcher mich in diesem ganzen Hype rund um Rolex sehr stört, vereint das soeben Gesagte nochmal. In diversen Beiträgen habe ich im Internet gelesen, dass Rolex halt einfach die beste Marke auf dem Markt sei. Das stimmt schlichtweg nicht! Was bei solchen Aussagen fehlt, ist die Kennzeichnung der subjektiven Ansicht. Es wird von den eigenen Ansprüchen auf eine breite Masse geschlossen. Wohne ich beispielsweise mitten in der Innenstadt einer Großstadt, so ist der Smart hinsichtlich der Parkplatzsituation vermutlich eine der besten Alternativen für mich. Ich bin flexibel, kann schnell parken und passe in viele Parklücken hinein. Doch ist dann rein objektiv der Smart auch besser als die Mercedes G-Klasse? Nein, natürlich nicht! Es kommt eben immer auf die persönlichen Ansprüche an. Möchte ich gerne schwimmen gehen und suche eine Uhr, die das aushält und möglichst viel Prestige hat, so könnte die Submariner von Rolex die richtige Wahl für mich sein. Auf alle Fälle ist sie in diesem Fall viel besser für mich geeignet als eine klassische A. Lange & Söhne. Trotzdem ist abseits dieser besonderen Situation, welche auf meine Bedürfnisse speziell zugeschnitten ist, die Lange sicherlich die weitaus aufwendiger gearbeitete Uhr was die Mechanik angeht! Ich denke, Ihr versteht worauf ich hinaus will…
Das soll es nun also gewesen sein. Ich hoffe, ich konnte Euch etwas in meine Gedankenwelt rund um Rolex und den ganzen Hype um diese Marke mitnehmen. Vielen Dank auch nochmal an exitwatch für das Bereitstellen der tollen Rolexfotos.
Macht es gut, bis bald 🙂
Euer Florian